Wie die Fränkische Landeszeitung in ihrer aktuellen Ausgabe vom 31. März 2009 berichtet, verglich zweiter Bürgermeister Thomas Sandfuchs vor Austauschschülern aus Guérande die derzeitige Diskussion über die geplante Ostumfahrung mit städtischen Entwicklungen während des Dreißigjährigen Krieges. Im Originalwortlaut heißt es: “Zweiter Bürgermeister Thomas Sandfuchs zog einen roten Faden durch die Jahrhunderte vom Dreißigjährigen Krieg, der die Dinkelsbühler einst genauso spaltete wie heute die Debatte um die Ostumgehung.”
Der Dreißigjährige Krieg und die Ostumgehung
31. März, 2009 · 11 Kommentare
Stichwort: Informiert · Presse
11 Antworten bis jetzt ↓
1 Unterrichtsstunde? // Mrz 31, 2009 at 14:38
Sollten die Aussagen von Thomas Sandfuchs tatsächlich so gefallen sein, zeugt das von einem äußerst bedenklichen Geschichtsverständnis. Die konfessionelle Spaltung und der darauffolgende Dreißigjährige Krieg waren eine Urkatastrophe auf dem europäischen Kontinent mit unglaublichen Grausamkeiten und Millionen von Toten. Die damalige Situation mit einem “roten Faden” zu einem demokratischen Entscheidungsprozess wie die Ostumgehung zu spannen, ist absolut unhaltbar. Vielleicht sollte Herr Sandfuchs nicht nur den Schülern aus Frankreich das “Haus der Geschichte” empfehlen, sondern selbst reingehen und die Texte zum Dreißigjährigen Krieg lesen.
2 Bernie // Mrz 31, 2009 at 16:34
Wenn man bedenkt, dass Herr Sandfuchs jedes Jahr beim Kinderzechspiel ansatzweise mit der auch sehr blutigen und grauenhaften Situation des Dreißigjährigen Krieges konfrontiert wird, kann man sich bei seinen “Erwägungen” nur noch an den Kopf packen.
Entweder hat er sich bei seiner “Unterrichtsstunde” nicht vorbereitet oder er hat gedankenlos drauf los gelabert. Beides Dinge, die einen Stadtrat und Zweiten Bürgermeister massiv diskreditieren. Besonders angesichts der von Dr. Hammer ins Gespräch gebrachtung “Spaltung” der Bürgerschaft und seiner entsprechenden Warnungen und Bitten. Bei dem Vorspiel sollte man fähig und Willens sein, sich zu dem Thema als Bürgermeister seriös und realitätsnah zu äußern.
Oder Herr Sandfuchs betrachtet die Dinge tatsächlich, wie er sich äußert. Aber dann…?!
Und gar nicht nebenbei: Die Schüler der Austauschgruppe haben anderes verdient als das Gelieferte. Auch einen Schüleraustausch kann man ernst nehmen, so als Lehrer uns so…
3 Bernie // Mrz 31, 2009 at 16:41
Wenn jemand den Dreißigjährigen Krieg und die demokratsiche Auseinandersetzung um die Ostumgehung so gedanklich verbindet, dann muss man sich fragen, in wie weit er in der Lage ist, die zur Entscheidung anstehende Frage überhaupt inhaltlich zu erfassen. Diese Frage mag unangenehm sein und Ungutes ahnen lassen, aber sie ist m: E. existent.
In solchen Händen weiß ich die kontroverse Diskussion um Chancen und Risken einer Ostumfahrung keineswegs gut aufgehoben.
4 Ein Freund // Mrz 31, 2009 at 20:44
Sandfuchs muss zurücktreten. Er wird für die SPD und diese Stadt zunehmend untragbar. Könnten seine Schüler ihre Kurse frei wählen, er säße längst alleine da, unser Mixa-Verschnitt.
5 Bernie // Apr 1, 2009 at 06:13
Wie die SPD zu den Äußerungen von Herrn Sandfuchs steht, wird sich zeigen.
Ich denke, dass Herr Sandfuchs den Befürwortern der Ostumgehung einen kapitalen Bärendienst erwiesen hat. Seine Assoziationen zur demokratischen aber harten Auseinandersetzung zur Ostumgehung stellen meiner Meinung nach eine haarsträubende Engleisung dar und eine Definierung der Ostumgehungsgegener als Leute, die nach Religionskriegsmanier zur Spaltung unter den Menschen aufrufen. Wie kann man nur die damalige schlimme Hetze gegeneinander mit den Leuten und der Situation von heute über einen Kamm scheren? Und die Befürworter der Ostumgehung werden mit seinen Äußerungen nicht gemeint sein. Wenn man im Rathaus halbwegs wach ist, dann müssten seine Äußerungen ein Nachspiel haben. denn auch von seinen Äußerungen geht eine Druck aus, der andererseits laut beklagt wird.
Meines Wissens ist Herr Sandfuchs im Ruhestand. Er kann also im Dinkelsbühler Gymnasium seine unsäglichen Gedankenverbindungen nicht an die Schüler bringen. Allerdings müsste er dann nach auch von Schülern durchschlafener Nacht anderen Tags einige unangenehme Fragen beantworten. Und eventuell auch Fragen von Eltern, die sich selbst und vielleicht auch ihre Kinder nicht in die Nähe von “Religionskriegern” gesetzt sehen wollen. Herr Mixa war halt nach dem Aschermittwoch und seinen diffamierenden Assoziationen in DKB nicht mehr anzutreffen.
6 Bernie // Apr 1, 2009 at 08:59
Die SPD verlautbarte, dass sie die Frage der Ostumgehung sachlich diskutiere.
Wie sie sich zu Herrn Sandfuchs Äußerungen stellt, wird sich zeigen.Denn mit Sachlichkeit haben die nichts zu tun.
7 Kulturfreak // Apr 2, 2009 at 12:53
Eigentlich haben wir in DKB doch eine wunderbare Freilichtbühne und ebenso eine attraktive Winterspielstätte für unser Theater.
Doch warum wird die Kulisse für das Sommerstück “Ein Käfig voller Narren” jetzt direkt vor dem Eingang am Dinkelsbühler Rathaus aufgebaut? Vielleicht kann ja hier die nächste Stadtratsitzung stattfinden? Würde gut passen – und ist wahrscheinlich lustiger als bei den Sommerfestspielen. Die Hauptrollen wären jedenfalls prima besetzt.
8 Rücktritt? // Apr 3, 2009 at 00:30
Die Aussagen von Thomas Sandfuchs sind äußerst unglücklich gewählt. Sie sind aber auch ein Zeichen für einen enormen Rechtfertigungsdruck, in dem sich der Zweite Bürgermeister derzeit zu fühlen scheint. Hat Sandfuchs doch zusammen mit seinem Oberbürgermeister und der Bürgermeisterin Hildegard Beck aufgrund eines vermeintlichen Drucks das Ratsbegehren angestoßen. Selbst die eigene SPD-Fraktion scheint diese Einschätzung jedoch nicht teilen zu wollen und sprach sich in einer Pressemitteilung für einen Entscheid durch das Stadtratsgremium aus. Bereits unmittelbar nach der Februar-Sitzung hat keine der im Stadtrat vertretenen fünf Parteien und Gruppierungen eine entsprechende „Druck-(Droh-)Kulisse“ bestätigen können. Vor diesem Hintergrund ist die Reaktion von Thomas Sandfuchs wohl zu sehen und irgendwelche Rücktrittsforderungen sind damit deutlich überzogen…
9 Bernie // Apr 3, 2009 at 06:21
“Die Aussagen von Thomas Sandfuchs sind … aber auch ein Zeichen für einen enormen Rechtfertigungsdruck, in dem sich der Zweite Bürgermeister derzeit zu fühlen scheint. Hat Sandfuchs doch zusammen mit seinem Oberbürgermeister und der Bürgermeisterin Hildegard Beck aufgrund eines vermeintlichen Drucks das Ratsbegehren angestoßen. Selbst die eigene SPD-Fraktion scheint diese Einschätzung jedoch nicht teilen zu wollen und sprach sich in einer Pressemitteilung für einen Entscheid durch das Stadtratsgremium aus. Bereits unmittelbar nach der Februar-Sitzung hat keine der im Stadtrat vertretenen fünf Parteien und Gruppierungen eine entsprechende „Druck-(Droh-)Kulisse“ bestätigen können. Vor diesem Hintergrund ist die Reaktion von Thomas Sandfuchs wohl zu sehen und irgendwelche Rücktrittsforderungen sind damit deutlich überzogen…”
Die Forderung nach einem Rücktritt würde ich auch nicht stellen. Wer aber Herrn Sandfuchs und speziell seine “Charakterisierungen” Andersdenkender erleben kann, die aus seiner Sicht nicht so “intelligent” sind wie er, der kann solche Forderungen auch als Echo verstehen, als Produkt der Art, wie in den Wald hinein gerufen wird.
Als hochgradig blamabel aber auch bezeichnend (milde formuliert) empfinde ich es, wenn für eine Demokratie selbstverständliche und natürlich auch beinharte Konflikte evtl. gezielt in Dramakingmanier in Szene gesetzt werden, entweder, um sich selbst als bemitleidenswertes Opfer zu stilisieren oder um andere in eine ungute Ecke zu stellen.
Wer so handelt, dürfte weniger als klug agierender Politiker, sondern eher als “Amtsinhaber” betrachtet werden. Auch ein Zweiter Bürgermeister sollte konträre Positionen moderieren können. Zumindest sollte er sich durch Unterlassung diffamierender Äußerungen um Harmonisierung bemühen. Wenn aber der OB die gar fürchterliche Spaltung einer Bürgerschaft ins Gespräch bringt, der Zweite Bürgermeister SEINEM Bürgermeister beispringt und dann selbst mit haarsträubenden Assoziationen den Druck erzeugt, den er beklagt, dann kommt mir das sehr merkwürdig vor. Und bei Herrn Sandfuchs als ehemaligen Deutschlehrer des Dinkelsbühler Gymnasiums kann man davon ausgehen, dass er weiß, was er tut. In diesem Fall konkret: Er weiß, was er sagt.
Und da stellt sich für mich nicht nur die Frage nach der Kompetenz. Ich schreibe es nicht gern. Aber es ist so.
Die deutsche Sprache, sie ist das Spielfeld von Herrn Sandfuchs. Nur ist er nicht deren Herr und Meister und gebietet dort nicht über Interpretationshoheit. Ein Gutes an der Sache sehe ich allerdings darin, dass die Assoziationen zum Dreißigjährigen Krieg wenigstens nicht geleugnet werden.
10 c_w // Apr 3, 2009 at 11:37
So wie ich das sehe, war keiner derjenigen, die Herrn Sandfuchs hier seine Äußerungen um die Ohren hauen, persönlich anwesend, als diese gefallen sein sollen.
Wer den klugen Herrn Sandfuchs ein bisschen kennt, weiß, dass er weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen ist. Ich halte es durchaus für möglich, dass seine Äußerungen von einer gewissen Ironie geprägt waren. Zumindest sollte man das in Betracht ziehen. Insofern: In dubio pro reo…
11 Bernie // Apr 4, 2009 at 06:42
“So wie ich das sehe, war keiner derjenigen, die Herrn Sandfuchs hier seine Äußerungen um die Ohren hauen, persönlich anwesend, als diese gefallen sein sollen.
Wer den klugen Herrn Sandfuchs ein bisschen kennt, weiß, dass er weder auf den Kopf noch auf den Mund gefallen ist. Ich halte es durchaus für möglich, dass seine Äußerungen von einer gewissen Ironie geprägt waren. Zumindest sollte man das in Betracht ziehen. Insofern: In dubio pro reo…”
Der Redakteur der FLZ geht meines Wissens nicht von Ironie aus bei den Aussagen von Herrn Sandfuchs. Hätte es auch sonst nicht so geschrieben…
Wer des Weiteren z.B. direkt erlebt hat, wie Herr Sandfuchs sich allen ERNSTES anmaßt, während einer Versammlung öffentlich einem Andersdenkenden zu “bescheinigen”, dass dieser (als Stadtratskandidat) nicht in den Stadtrat gehöre, weiß um die entsprechende faktische Überheblichkeit, welche in Minutenschnelle mit ein paar Worten jene Überzeugungsarbeit mit dem Mund einreißen kann, die andere über längere Zeit geleistet haben.
Das Versteckspiel hinter einem ironischen Stil bringt es auf Dauer nicht und ist durchschaubar.
Ein Bürgermeister sollte hinreichend stilsicher sein und nicht mit Worten Konflikte anheitzen, die er anderenorts mit klugem Kopf laut beklagt.